Deinetwegen

 

Udos jüngstes Album "Deinetwegen" schließt hautnah an die Tradition der letzten Tournee-LP an. Nur, daß "Deinetwegen" noch farbiger, nuancierter ausgefallen ist. Das Experiment "Treibjagd" hat Udo zum hörbaren Kurswechsel bewegt - fast könnte man es als Ära der "Neuen Schlichtheit & Melodik" bezeichnen. Vorbei ist die Zeit der etwas stark befrachteten und zuweilen unruhigen, ja fast aggressiven Musik. Es lichten sich die Gewitterwolken, geben den Blick frei auf die wie immer hervorragenden Texte rund um die Zweier-Beziehung. Die neue Produktion hat abgespeckt und tönt frisch, transparent und aufgestellt. Altmeister Udo Jürgens zieht alle Register der Instrumentation. Die ideale Zusammenstellung der Songs sowie die ideenreichen Kompositionen bei exzellenter Klangqualität machen dieses Album zum echten Hörgenuß, Langeweile entsteht dabei nie. Viel Raum wurde den einzelnen Instrumenten gelassen. So kommen die Soli der Saxophonisten Eddie Taylor & Frank Lüdeke, des Gitarristen Francis Coletta oder etwa Udos Pianoparts - ohne Folge alles Spitzenkönner auf ihren Instrumenten - erst voll zum Tragen.

 

Anspieltips sind vor allem die Single-Auskopplung "Jeder so wie er mag", ein leichter Reggae mit Karibik-Steelband-Touch, die Duett-Ballade "Ich will - Ich kann / I can - I will" mit Stimmwunder Sonja Kimmons in bester US-Manier eingespielt, der Electronic-Swing "Ladies & Gentlemen", mit Udos leichthändig perlendem Jazz-Piano, und der rockige Aufschrei "Sperr' mich nicht ein", mit sägenden, zweistimmigen Gitarren. Gerade diesen Titel bezeichnet Udo als "eine der Nummern, die in meinem Leben eine besonders große Rolle spielen". So auch das melancholische "Nach all den Jahren", in dem er sich auf ganz persönliche und intime Weise (nur mit Streichern und Klavier) an seine Freunde wendet. Zu viele Ohrwürmer, um sich wirklich festlegen zu können, sind auf dem "Deinetwegen"-Album vereint. Kein einziger Song, der musikalisch oder textlich abfallen, ja etwa gar seicht einherkommen würde.

Die aussagekräftigen, poetisch lyrischen Texte mit oft autobiografischen Anleihen wurden von Udo, wie schon seit etlichen Jahren, zusammen mit Michale Kunze, Friedhelm Lehmann, Wolfgang Hofer und der Neuentdeckung Thomas Christen erarbeitet. Auch das "Sound-Team", mit Co-Produzent Peter Wagner an der Spitze, sitzt fest im Sattel. Arrangeur Georges Walther hat die Pepe-Lienhard-Musiker zurückhaltend aber treffsicher eingesetzt. Peter Schirmann sorgte mit dem Streicherensemble der Münchner Philharmoniker für zusätzliche Veredelung.

 

Wieder steht ein Udo-Jürgens-Tourneejahr bevor. Und gerade die Bühne ist ja unbestrittenermaßen eine der großen Stärken des charismatischen Sängers, Pianisten, Komponisten, Texters und Entertainers in Personal-Union. Mit dem "Deinetwegen"-Album hat nun Udo wiederum neues Songmaterial vorgelegt, das beim Publikum bestimmt gut ankommen wird.