Prof. Liebermann nach Udo-Konzert:
"Arroganz gegenüber Unterhaltungsmusik aufgeben!"
Udo Jürgens hat einen neuen prominenten Verehrer: Professor Rolf Liebermann, Intendant der Hamburger Staatsoper und erfolgreicher Opern-Komponist, bekannte sich nach dem Besuch eines Udo
Jürgens-Konzerts als "Udo-Fan".
Liebermanns Kommentar: "Vor seiner Leistung muss man endlich alle Arroganz gegenüber der Unterhaltungs- musik aufgeben. Was Udo Jürgens bietet, ist ungeheuerlich. Er ist ein wahrer und grosser
Künstler."
Belgische Lehrerin stellt Besucher-Rekord auf
Wenn am 4. Juli Udo Jürgens in der Berliner Waldbühne das Abschluss-Konzert seiner Tournee "Udo 70" geben wird, werden im Parkett drei Ehrengäste sitzen, die im Zusammenhang mit Udos
Rekord-Tournee selbst zwei Rekorde aufgestellt haben. Für eine Lehrerin aus Belgien wird das Abschluss-Konzert das 114. Udo-Konzert sein, das sie besuchte, und für ein Ehepaar aus Kassel das
83.
Die Liste der "Udo-Abonnenten" weist noch eine 17-jährige Hamburgerin auf, die 50 Konzerte besuchte, sowie weitere Udo-Fans mit 47, 41 und 37 Konzert-Besuchen. Auf 25 Konzert-Besuche brachten es
ein halbes hundert Bundesbürger.
Udo Jürgens vertont ein Gedicht von Alexandra
Udo Jürgens erfüllt einen Herzenswunsch von Alexandra, der vor einem Jahr tödlich verunglückten Sängerin. Für seine nächste Langspielplatte, die im Herbst erscheinen wird, wird
Udo Jürgens einen Text von Alexandra vertonen. Alexandra hatte das Gedicht "Kinderjahre" für Udo Jürgens geschrieben.
Die vor zwei Jahren mit dem Lied "Illusionen" begonnene Zusammenarbeit zwischen Udo Jürgens und Alexandra erfährt nach dem Tode Alexandras noch eine Fortsetzung.
Willy Fleckhaus schuf das "Udo Jürgens-Song-Book"
Nach den Beatles ist Udo Jürgens der zweite Sänger-Komponist, dessen Liedern ein eigenes "Song-Book" gewidmet ist. Zur Buchmesse im Herbst erscheint im Axel-Juncker-Verlag das
"Udo Jürgens-Song-Book". Es enthält die Texte der schönsten Lieder von Udo Jürgens, illustriert von weltbekannten Grafikern und Fotografen, unter ihnen Heinz Edelmann und Will McBride. Die
Gestaltung besorgte Willy Fleckhaus, der bereits siebenmal mit dem Grand Prix für das "Schönste Buch des Jahres" ausgezeichnet wurde. "0815"-Autor Hans Hellmut Kirst schrieb den Text.
Die Vorbestellungen des Buchhandels deuten eine Sensation an: die Nachfrage ist grösser als nach dem "Beatles-Song-Book", das bereits einen aussergewöhnlichen Verkaufserfolg verzeichnen
konnte.
Bilanz - Die Super-Tournee in Zahlen
Man nennt sie die "Tournee der Tourneen". Sie ging, auf den Tag genau, über 10 Monate. Vom 4. September 1969 im Markgräflichen Opernhaus von
Bayreuth bis zum 4. Juli 1970 in der Berliner Waldbühne.
In 153 Städten fanden insgesamt 222 Konzerte statt, darunter 69 Wiederholungen.
Gesamt-Besucherzahl: 500.000. 23.000 davon mussten sich mit Stehplätzen begnügen. Einige Zehntausend Zusatzplätze wurden eingeschoben. 22
Konzerte waren nicht ausverkauft.
Im Publikum überwogen Damen. Geschätzter Anteil: 60 Prozent. Jung und Alt dagegen waren gleichermassen vertreten. Der jüngste Besucher zählte 5 Jahre. Sein Name:
Johnny Bockelmann. Die älteste Besucherin war 93.
70.000 Kilometer wurden zurückgelegt. 60.000 im Mercedes 600, der Rest im Hubschrauber, Sonderflugzeug und in normalen Linienmaschinen.
Übernachtet wurde in 108 Hotels.
Udo sang pro Konzert durchschnittlich 34 Lieder, macht insgesamt 7.548 während der ganzen Tournee. Dazu kamen durchschnittlich 7 Zugaben pro Konzert, macht
insgesamt 1.554.
Die beliebstesten: "Anuschka", "Was wirklich zählt auf dieser Welt", "Mary Ann", "Babuschkin", "He's got the whole world", "Ich glaube", "Mein Freund, der Clown".
Während der Tournee flossen 1.332 Tassen Kamillen-Tee durch Udos Kehle, 222 Viertelliter Weisswein brachten die nötige Stimmung.
Rund 100.000 Hände schüttelte der Troubadour und gab rund 200.000 Autogramme - auf Karten, Zeitungsränder, Geldscheine, Eintrittskarten, Schallplatten-Hüllen,
Posters, Zeitschriften, Handtaschen, Kennkarten, Reisepässe, Stirnbänder, Blusen, Busen, Stirnen, Arme, Beine, Schenkel.
238 Filzstifte und 1.867 Kugelschreiber wurden verbraucht, geklaut oder gingen verloren.
Der Durchschnitts-Eintrittspreis lag bei 16 Mark. Die Preise lagen zwischen 5 und 25 Mark. Daraus errechnete die Presse eine Gesamteinnahme von
8 Millionen Mark. Die Gage von Udo wurde von Journalisten 3,5 Millionen Mark geschätzt, die Kosten der Tournee ebenfalls auf 3,5
Millionen.
In 14 Städten suchten Fans über Zeitungs-Inserate an Karten heranzukommen. Der höchste bekanntgewordene Schwarzmarkt-Preis pro Karte lag bei 300 Mark.
Unter den Besuchern: die Frau des Bundespräsidenten, die Frau des Bundeskanzlers, 11 Botschafter und Gesandte, 124 Bundesminister, Ministerpräsidenten,
Landesminister, Oberbürgermeister und Bürgermeister.
89 Bundes- und Landtagsabgeordnete. Ferner: eine Lehrerin aus Belgien, die sich 117 Udo-Konzerte und ein Ehepaar aus Kassel, das sich
85 Konzerte gönnte, ein Hitzkopf, der eine Tränengas-Bombe warf und 22 Polizisten, die Udo vor einem anonymen Attentatsdroher schützten.
Bilanz 2. Teil
Jedes Konzert dauerte durchschnittlich 2 Stunden und 20 Minuten. Udo stand demnach 518 Stunden auf der Bühne. 4 Stunden täglich machten die Reisen aus. 1 Stunde und 40 Minuten An- und Abfahrt, Probe und Aufbau. 2 Stunden täglich gingen für Interviews, Ehrungen, Empfänge und Besprechungen drauf, 2 Stunden für Autogramme. Bei 10 Stunden Schlaf täglich blieben für Speis, Trank und andere Bedürfnisse 2 Stunden.
30.000 Geschenke wurden dem Tournee-Rekordler verehrt, darunter rund 24.000 Blumen, hauptsächlich Rosen, Nelken, Tulpen, Flieder, Vergissmeinnicht, Narzissen, Orchideen, Geranien, Primeln, Feldblumen, Kleeblätter und 14 Kakteen.
Von Blumen abgesehen, waren es Hunde, Katzen, Goldfische, Singvögel und Hamster, ferner Uhren, Teller, Zeichnungen, Zinnwaren, Bilder, Schlüsselanhänger, Armbänder, Ketten, Feuerzeuge, Amuletts, Aschenbecher, Stofftiere, Puppen, Fotoalben, Kämme, Spiegel, Porzellan, Nippes, Fotorahmen, ein Klein-Klavier, selbstgebackene Torten und Kuchen, Fussbälle, Sportgeräte, Teppiche, Vasen, Leuchter, Kerzen, Bestecke, Tassen, Wein und Schnaps in jeder Menge sowie ca. 3/4 Zentner Tee. Während seiner Krankheit Pillen, Salben, Tropfen, Tees und Hausrezepte, 3 Ärzte steuerten noch 97 Tropfen, 84 Pillen, 14 Injektionen und eine Menge guter Wünsche bei - selbstverständlich gegen Bezahlung.
Von Amateur-Komponisten und Dichtern erreichten Udo Noten, Texte und Tonbänder im Gesamtgewicht von 21 Kilo. Ferner Einladungen zum Tee, Kaffee, Mittagessen, Abendessen, Schäferstündchen, Gruppensex.
Gefunden wurde eine bisher unbekannte Gross-Tante.
Auf der Verlust-Liste stehen neben den bereits erwähnten Filzstiften und Kugelschreibern 23 Tee-Gläser samt Inhalt, 412 Einsteck-Tücher, 3
Mercedes-Sterne, 7 Radkappen, eine Telefonantenne durch flinke Hände und 4 Smokings und 43 Hemden durch
Gebrauch.
Gepfiffen wurde zweimal: einmal von Bundesverkehrsminister Georg Leber, der den Udo-Zug abfertigte, und von einem APO-Anhänger, dem Udos Texte nicht revolutionär
genug erschienen, geweint nur in Meppen, als ein jugendlicher Hitzkopf eine Tränengas-Bombe warf.
1.410 Kritiker wetzten ihre Federn an Udo. 1.112 davon lobten, 124 wichen auf So-La-La aus, 170 hatten Bedenken,
4 schafften sich Befriedigung durch totalen Verriss. Für einen entschuldigte sich der Chefredakteur postwendend. Für ca. 1.000 Interviews stand
Udo Rede und Antwort, 22.000 Fotografen knipsten ihn, 21.000 davon fürs eigene Album.
Goldene Bücher werden geziert von Udos Unterschrift, 30.000 Postsachen in alle Welt von einem Udo-Sonderstempel der Deutschen Bundespost.
Die einladenste Frage stellte eine Besucherin: "Mein Mann ist so unmusikalisch. Könnten Sie ihm nicht was beibringen?"
Die eindeutigste Aufforderung kam von einem Teenager: "Komm mit in mein Bettchen, ich will was von dir!"
Und die beruhigendste Antwort gab der Meister selbst. Auf die Frage nach dem aufregendsten Erlebnis seiner Tournee meinte er: "Das Spiel Deutschland gegen Italien."
Als Udo sang, hüteten Stars und Omas die Babys
So konnten auch kinderreiche Familien in das Konzert des Stars
Diesmal zeigte er sich nicht nackt: Michael Maien, Star des Kolle-Filmes "Dein Mann, das unbekannte Wesen". Der Schauspieler hütete nämlich Kinder. Natürlich für einen guten Zweck: damit
kinderreiche Mütter das Münchner Konzert von Udo Jürgens besuchen konnten.
Bekannte Stars und einfache Frauen waren dem Ruf von Udo Jürgens - selbst Vater von zwei Kindern - gefolgt, für einen Abend Ersatz-Mutti oder -Vati zu spielen, damit die "echten" das Konzert
besuchen konnten.
Udo hatte 50 Freikarten für sein Münchner Konzert an kinderreiche Familien verschenkt. Sie durften jedoch nicht von den nach Udos Meinung "sowieso verhätschelten" Söhnen und Töchtern, sondern nur
von den Vätern du Müttern in Anspruch genommen werden. Damit diese unbesorgt sein Konzert geniessen konnten, wurde dazu aufgerufen, dass sich Ersatz-Eltern für den Abend melden
mögen.
Das Echo war überwältigend. Vom 14jährigen Mädchen, das "selbst zwei Geschwister hat und deshalb weiss, wie man mit den Kleinen umgeht", bis zur 78jährigen Oma meldeten sich so ziemlich alle
Münchner und Münchnerinnen, die sich entweder ihrem Namen verpflichtet fühlten oder einmal gerne Mutter spielen wollten.
Die erste Meldung kam von Irene Koss, Deutschlands erster Fernsehansagerin und Ehefrau von Lach- und Schiessgesellschaftsregisseur Sammy Drechsel: "Da mache ich gerne mit. Es macht doch Spass,
wieder mal so ganz Kleene zu beaufsichtigen. Die meinen sind ja schon richtige Lulatsche."
Weitere prominente Babysitter waren Margot Trooger, Mona Baptiste und Lotti Ohnesorge. Sie und ihre weniger prominenten Kolleginnen beschäftigten am Abend des Udo-Konzertes mehr als 200 Münchner
Kinder mit Himbeerbonbons, selbstverfassten Märchen und Ratespielen.
Währenddessen sassen Mütter und Väter im Konzert. "Ich habe noch nie etwas so Schönes erlebt", flüsterte Irene Müller (14 Kinder) ergriffen und brach fast in Tränen aus, als ihr der Weltstar nach
der Vorstellung hinter der Bühne auch noch einen Strauss langstielige Rosen überreichte.
Udo Jürgens selbst zu der Aktion: "Es ist mir zwar klar, dass die Leute meine Platten kaufen und in meine Konzerte gehen, aber dass sich so viele Leute meldeten, die Kinder hüten wollten,
überraschte mich doch sehr."